Ein im Frühjahr 2021 gestartetes Kooperationsprojekt unter der Leitung von R-Biopharm hat das Ziel, Werkzeuge zu entwickeln, mit denen das Potenzial von Allergieauslösung bereits im Lebensmittel erfasst werden könnte. Das Projekt verbindet klinisches, analytisches und produktionstechnisches Know-how für mehr Lebensqualität und Sicherheit von Allergiepatienten.

Erdnüsse und Haselnüsse sind die häufigsten und gefährliche Auslöser von Nahrungsmittelallergien. Deswegen haben die sieben Projektpartner diese beiden Parameter gewählt, um beispielhaft zu untersuchen, wie mithilfe der Kombination verschiedener immunologischer Testsysteme die Sicherheit von Allergiepatienten verbessert werden kann. Die Parameter geben dem Projekt seinen Namen „ErdHase“.

Das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 2 Millionen Euro gefördert. R-Biopharm ist Projekt-Koordinator, Projektleiterin ist Dr. Susanne Siebeneicher. Wir tragen zu ErdHase unsere Expertise für die Entwicklung von Testkits zum Nachweis von Allergenen in Lebensmitteln und Charakterisierung von Allergiepatienten bei. Mit unseren qLINE® Testsystemen können beim Patienten die Allergie auslösenden Allergene identifiziert werden – zur Klassifizierung von Allergikern und Charakterisierung von Patienten aus der klinischen Studie. Derzeit bereiten wir eine Machbarkeitsuntersuchung zur Entwicklung eines qLINE®-Streifens vor, auf dem die Hauptallergene aus Erdnuss und/oder Haselnuss gleichzeitig aus dem Serum eines Patienten detektiert werden können. Zur Auswahl und Priorisierung der Proben für die Patientenstudien wurde durch unser Tochterunternehmen RefLab auch ein Test durchgeführt. Dort wurden verschiedene Röstungen von Nüssen mit dem Serum von ausgesuchten Patienten untersucht und Reaktivitäten ausgewertet.

 

 

Unsere Projektpartner sind:

  • Hochschule Geisenheim University, Institut für Lebensmittelsicherheit – Experte in der Produktion und Analytik von definiert verarbeiteten Lebensmitteln mit engem Kontakt zu Lebensmittelherstellern. Hier wurden Erdnüsse mit verschiedenen in der Industrie gängigen Methoden geröstet und mit diversen Röstprofilen (Dauer, Temperatur und ihr Anstieg/Abfall zu bestimmten Zeitpunkten des Röstvorgangs) – in Öl, per Trommelröstung und auch per Infrarotröstung (eine recht neue Methode). Anschließend wurden die Erdnüsse zur Beurteilung an Industriepartner geschickt, die sie sensorisch überprüft und in verschiedene Kategorien eingeteilt haben: Industrieröstung (entspricht dem Industriestandard) und ein höherer Röstgrad als der Industrieröstung, der jedoch noch verkaufsfähig wäre. Genauso wurde mit den Haselnüssen vorgegangen. Die Nüsse wurden dann für den Partner Charité so vorbereitet, dass Patienten mit diesen Proben getestet werden konnten und auch weiterhin können. Zudem wurden die Nüsse in Proteingelen und mit ELISA-Tests untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass sich Erdnüsse aus China, Argentinien und den USA in ihrem Proteinmuster und auch in ihrer Wiederfindung im ELISA unterscheiden.

 

  • Hochschule Fresenius– Experte in der Produktion und Reinigung von Proteinen und deren Analyse, reinigt Proteine aus den Nüssen auf, die auch in Geisenheim geröstet werden, um eine Einheitlichkeit im Projekt zu schaffen. Die aufgereinigten Proteine werden dann im qLINE®-Streifen verwendet. Zudem werden diese Proteine auch zur Auswahl der Antikörper beim Partner YUMAB benötigt.

 

  • zwei Kliniken der Charité Berlin– Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie sowie Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie mit Intensivmedizin. Hier haben bereits die ersten Patientenstudien mit den gerösteten Nüssen stattgefunden, erste Ergebnisse werden noch erwartet.

 

  • Deutscher Allergie- und Asthmabund– größte Organisation für Patienten mit Nahrungsmittelallergien in Deutschland, hat eine Webseite entwickelt und einen Fragebogen für die Lebensmittelindustrie erstellt. Die Webseite ist bereits online, der Fragebogen wird demnächst an die Industrie gesendet. Er dient der Erfassung verschiedenster Industrie-Herangehensweisen an die Röstung von Nüssen und deren Kennzeichnung in sensiblen Produkten.

 

  • YUMAB GmbH– Experte in der Entwicklung von rekombinanten Antikörpern, die die Immunantwort des Patienten anzeigen. Hat genetische Informationen für Erdnuss- und Haselnuss-spezifische Antikörper aus Patientenblut isoliert (von der Charité zur Verfügung gestellt). Mit den aufgereinigten Proteinen der Hochschule Fresenius werden nun Antikörper der Klasse IgG und IgE generiert, die von R-Biopharm für den Aufbau eines ELISA-Tests zur Detektion von Erdnuss oder Haselnuss in Lebensmitteln verwendet werden können.

Update im Juli 2022